Lesung in Plattdütsk

Harm May läsede ut sin neistes Bouk „Hüügen und Haefst


04.01.2019 EZ (Lammers) – Im Zuge des Niederdeutschen Festivals „Platt satt“ hat die Emsländische Landschaft zu einer plattdeutschen Lesung mit Hermann May in das Heimathaus in Börger eingeladen. Für einen überaus unterhaltsamen Abend sorgten der Meppener Autor Hermann May und der Werlter Gitarrist Tim Mahn während des „Hümmlinger Abends“ mit Lesung, Wein und Musik im Heimathaus Börger. May las vor allem aus seiner Anthologie „Hüügen un Haefst“ (Sehnsucht und Herbst), die im Jahr 2016 mit dem Preis „Plattdeutsches Buch des Jahres“ ausgezeichnet worden ist. (Fotos:UB)

Gittarist untermalte Beiträge musikalisch
Während und zwischen den einzelnen Beiträgen trug Tim Mahn mit passenden musikalischen Stücken zur Untermalung der jeweiligen Stimmung in den Texten bei. In seiner unnachahmlichen Erzählweise trug der Autor, der als „Meister des plattdeutschen Blues“ gilt, teilweise auch schwere und düstere Gedichte vor. Dabei geht es May auch um den Erhalt von ungewöhnlichen und fast in Vergessenheit geratenen Begriffen im Hümmlinger Platt. „Mir liegt viel an alten Wörtern“, erklärte May und erläuterte zunächst einige Begrifflichkeiten, um den Zuhörern ein besseres Verständnis seiner Gedichte zu ermöglichen. So beschreibt das Wort „gluumen“ beispielsweise ein „finsteres Lauern“, dass den düsteren Moment im Gedicht noch einmal mehr hervorhebt als die allgemein übliche Sprache. Viele dieser Begriffe waren den Zuhörern in Börger jedoch durchaus noch bekannt. „Hier bin ich an der richtigen Stelle“, bemerkte May mit einem Augenzwinkern.

Bildreiche und poetische Gedichte
Die Gedichte Mays sind bildreich und poetisch. Sie handeln oft von eher düsteren Momenten, die Texte stimmen vielfach nachdenklich und haben sowohl einen Bezug zur emsländischen Geschichte als auch zu Szenen des Alltags. So beschäftigt sich die Kurzgeschichte „Jaokupp“ mit dem Besuch des Sohnes bei seinem an einer Demenz erkrankten Vater. Auch heitere Szenen sind in den Texten des Autors zu finden und sorgten während der Lesung für zahlreiche Lacher unter den Zuhörern.

Tim Mahn

So erzählt die Kurzgeschichte „Daet Belt“ auf humorvolle Weise von einem Gemälde, dass die kunstbegeisterte Tochter ihrem Vater zum Geburtstag schenkt, das aber aufgrund der abstrakten Malweise auf wenig Begeisterung stößt. Mit ihrem nicht vorhandenen Verständnis für moderne Kunst – wie die Tochter meint – hängen die Eltern das „bunte Malöör“ – wie der Vater das Bild bezeichnet – zunächst falsch herum im Wohnzimmer auf und versuchen vergeblich, sich ihrer Tochter zuliebe mit der modernen Kunst anzufreunden.

Zuhörer gefesselt von Lesung Mays
Während der gesamten Lesung waren die Zuhörer gefesselt von den Gedichten und Geschichten sowie von der Vortragsweise Mays. Die musikalischen Beiträge des Gitarristen animierten das Publikum streckenweise zum Mitsingen und Mitklatschen. „Alle, die heute Abend nicht hier waren, haben wirklich etwas verpasst“, bemerkte eine Zuhörerin im Verlauf der Lesung.

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