Wanderweg II

Wanderweg II – Dorf, Westerberg, Wacholderhain und Steenhus

Über die Neubörger Straße kommen wir durch den alten Westerbrink. Oberhalb des Brinkes (südlich) befindet sich der ältere Teil des Dorfes. Nördlich siedelte die jüngere Bauernschicht. Unser Weg führt uns weiter in die Bergstraße mit dem ersten Anlaufpunkt nach nur 500 Metern, dem Vogelberg (Punkt 1). Auf diesem Hügel befinden sich Reste eines Großsteingrabes. Es sind noch 5 Trägersteine und 1 Deckstein vorhanden. Ein Stein liegt westlich ca. 20 Schritte entfernt im Erdreich. Dieser Stein bildete wohl das westliche Grabende. Vom ovalen Steinkranz der sicher früher einmal als Begrenzung um die gesamte Anlage zog, ist gar nichts mehr erhalten. Durch Sandentnahme ist der südliche Bereich der Anlage abgetragen worden. In diesen Megalithgräbern bestatteten die auf dem Hümmling lebenden frühgermanischen Völker ihre Toten. Überall verstreut Niedersachsen sowie in ganz Nordeuropa findet man diese Zeugen der Urbevölkerung. Siehe dazu auch – STEINDENKMALE – Diese Steingräber wurden Mitte des 19. Jahrhunderts größtenteils geschleift d. h. zerschlagen und abgetragen und als Baumaterial benutzt. Wenige Gräber sind noch vorhanden, so auch diese teilweise zerstörte Grabanlage auf dem Vogelberg in Börger. 1860 zählte man auf dem Hümmling noch 90 Gräber, heute sind noch 17 Gräber vorhanden. Eine erschütternde Bilanz. Spuren von Sprenglöchern an den Steinen – wie auch hier zu sehen – und der abgetragene Erdmantel beweisen den Raubbau an diesen historischen Stätten. Im Verlauf dieser Wanderung besichtigen wir noch weitere Steingräber in Börger. Im hinteren Teil dieser Anhöhe ist eine alte Buche zu sehen. Sie ist nachweislich über 500 Jahre alt. Sie verfällt und wird wohl in ein paar Jahren verrottet sein. Im Volksmund heißt dieser Baum Vogelbaum, da hier in vergangenen Zeiten bei Volksfesten der beste Schütze zum Schützenkönig des Ortes gekürt wurde. Man musste mit einer Flinte oder der Armbrust einen Adler, der in diesem Baum befestigt war, herunter schießen. 300 Meter entfernt auf der anderen Straßenseite liegt ein weiteres Denkmal. (Punkt 2).
Wanderweg - Dorf, Westerberg und WacholderhainHier liegt ein Monument, um das sich viele Geschichten ranken. Er wird „Opferstein“ genannt. Während die Steingräber anerkannte Naturdenkmale sind, hat dieser Stein nur einen gleichgestellten Status, da sein Zweck nicht genau bekannt ist. Der Überlieferung nach sollen hier heidnische Stämme der so genannten Trichterbecherkultur, aber auch die frühen Germanenstämme, ihren Göttern Opfergaben dargebracht haben. Getreideopfer und Erträge der Jagd sind als Opfergaben bekannt. Eine Überlieferung besagt, dass man um die Nordischen Götter gnädig zu stimmen, bei Zeiten Tieropfer, an höchsten Festtagen sogar Pferde opferte, deren Köpfe man dann als Beschwichtigungszeichen auf die Häuserstangen aufspießte. Heute finden wir an alten Bauernhäusern in Nordeuropa noch Überbleibsel dieses Glaubens, in Form von hölzernen Pferdeköpfen oberhalb der Giebel. An langen Winterabenden am Herdfeuer entstanden früher unzählige „Döntkes“ und „Vertälsel“ über den Opferstein. Eine überlieferte Geschichte wollen wir hier wiedergeben. –

-Einst lebten hier die Ureinwohner, die so genannten Hünen, die in den tiefen Buchenwäldern des Hümmling in Höhlen hausten. Die Hünen waren von gewaltiger Körpergröße und sie besaßen ungeheure Kräfte. Sie lebten von der Jagd, denn die Wälder und Moore wiesen großen Wildreichtum auf. Rehe, Hirsche, Wildschweine, ja sogar Bären wohnten darin. Die Flüsse waren fischreich. Alljährlich trafen sich die Hünen zu einer großen Jagdfeier. Gemeinsam gingen sie dann tagelang auf die Jagd. Wenn dann die Jagdtage beendet waren, gab es ein großes Gelage. Kraftproben wurden ausgefochten und manch übermütiges Spiel veranstaltet. Sehr beliebt war das Steinkegeln. Von einem hohen Berg schleuderten die Hünen gewaltige Steinblöcke in weit entfernte Täler, wo kegelförmig mehrere Steine aufgeschichtet waren. Sieger war derjenige, der es verstand mit einem gewaltigen Wurf diese Steinhaufen zu zerstören. Unter den Steinen, die von einem Berg ins Tal geschleudert werden sollten, war einer von solcher Größe und Schwere, dass nur der Stärkste unter den Hünen sich stark genug glaubte mit gewaltigem Schwung den Stein in das weit entfernte Tal schleudern zu können. Und wirklich mit größter Kraftanstrengung gelang es dem Hünen unter den Hünen, den Block in hohem Bogen von sich zu stoßen. Und weiter heißt es in der Sage, dass in Börger damals schon ein Haus mit einem schornsteinähnlichen Gebilde stand. Und der von dem Hünen geschleuderte Steinblock habe den Schornstein dieses Gebäudes gestreift und sei mit gewaltigem Krachen in einem Tal dahinter niedergestürzt. Dies sahen die Hünen als Willensbekundung ihrer Götter an und nutzten diesen Stein und diesen Platz fortan als Opferstätte, bis die Boten des Christentums zu ihnen kamen und sie bekehrten.

Der Opferstein liegt in einem alten Urstromtal welche sich von der Dever (Flüsschen im Westen von Börger) bis hin zum Flüsschen Ohe im Osten von Börger erstreckt. Die Eiszeit hat diesen Findling und auch das Baumaterial der Hünengräber hier liegen lassen, denn hier war lange eine Endmoräne der letzten großen Eiszeit. Der weitere Weg führt uns über einen alten Flurweg, der so genannten „Koutraoe“. Dieser Weg wurde für den Austrieb der Rinder in die Moorgebiete genutzt. Die Kuhjungen oder die Bauernknechte trieben morgens die Rinder zusammen und brachten sie in die Moorgebiete. Dort hüteten sie die Rinder bis zum Sonnenuntergang. Entlang dem „Rüskenfehn“ führt der Weg durch ein Grobkieferngehölz, der auf dem mageren Sandboden des Westerberges wächst. Wanderer in früheren Jahrhunderten haben den Hümmling „Füürsteenland“ genannt. Denn überall findet man Spuren aus der Vorzeit, in Form von bearbeiteten Steinen, vor allem dem Feuerstein. (Punkt 3). Vielleicht findet der ein oder andere noch einen behauenen Feuerstein am Wegesrand. Der Weg führt weiter zum Schafstall (Punkt 4) am Wacholderhain, den wir links liegen lassen und zu einem besonderen Punkt aufbrechen.

Mitten im Wald liegt ein Kleinod zum Verweilen. Diese Anlage wurde im Frühjahr 1996 von einem Mitbürger errichtet. (Punkt 5). Eine Laune der Natur sorgte dafür, dass Eichenstämme zusammenwuchsen. Wir wandern weiter durch einen Knüppeleichenwald zum Wacholderhain. Genießen Sie diese reizvolle Landschaft, die sich mit ihrer schlichten Schönheit nicht aufdrängt. Der Name Wacholder kommt vom Althochdeutschen Wachal, was „lebensfrisch“ bedeutet. Mithin ist der Wacholder ein lebensfrischer, d.h. ein immergrüner Strauch oder Baum. In der Volksmedizin spielte die Wacholderbeere eine große Rolle. Aus ihr wurde ein Antiseptikum hergestellt, das unter anderem im späten Mittelalter für die Reinigung von Pesthäusern verwendet wurde. Auch als Gewürz und zur Veredelung von Schnäpsen fand der Wacholder Verwendung. Das Holz des Wacholderstrauches wurde früher als unechter Weihrauch gehandelt. Es verbreitet einen wohltuenden Duft. Das Wacholderholz wurde bis in das 20. Jahrhundert hinein für die Räucherung von Fleisch verwendet und man brachte Wacholder bei festlichen Anlässen zur Ausschmückung in die Häuser und Kirche. Der damit verbundene Raubbau an diesen Gewächsen in Norddeutschland bewirkte, dass noch intakte Wacholderbestände mit einem Pflanzenschutzgesetz vom 10.03.1933 unter Schutz gestellt wurden (Punkt 6). Es geht es weiter zum alten Schafstall am „Holtkoabenwech“ (Punkt 4). Dieser alte Schafstall ist von Mitgliedern des Heimatvereines Börger e.V. letztmalig im Jahre 1996 mit Hilfe der Gemeinde Börger und des Landkreises Emsland wieder instand gesetzt worden. Am Windelberg befanden sich früher viele Schafställe. Hier hinter den Wehsanden des Westerberges und vor den Moorgebieten im Norden wurde früher die Schafhaltung intensiv betrieben und viele Bauern aus Börger hatten hier ihre Herden in „Schafbaue“ untergebracht. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts verdrängte die Ackerlandwirtschaft die Schafherden. Ubben Schaftstall ist ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Er ist am 14. August 1898 durch einen Blitzeinschlag in Brand geraten und brannte ab. 200 Schafe kamen in den Flammen um. Wiedererrichtet überdauerte er die Zeit.

Im weiteren Verlauf des Weges kommt man an das Kolpingskreuz (Punkt 7). Diese Anlage wurde im Jahre 1981 von den Kolpingfamilien aus Neubörger, Börgerwald und Börger gemeinschaftlich im Grenzdreieck der Kirchengemeinden errichtet. Jährlich finden hier Gottesdienste statt. An dieser markanten Wegkreuzung findet man zu jeder Zeit Naturfreunde, die hier rasten. Hier finden sich auch Schutzhütten, in denen man sich bei weniger gutem Wetter unterstellen kann. Unser Weg geht wieder in die „Westerndannen“ über den „Holtkoabenweg“ oder nach Wahl „den Pastorsweg“ zum Steindenkmal „Steenhus“.

Genießen Sie den Krüppelkiefernwald auf steinigem, magerem Boden. Die Heide, einst landschaftsprägend, gewinnt hier wieder Lebensraum in den Waldschneisen. Im Spätsommer und Herbst findet man hier viele Beeren und Pilze. Der Holzbestand auf dem Westerberg schützt den Boden vor Erosionen und hat hier eine klimatische Funktion. An Holzertrag ist hier nur bedingt zu denken. Uns dient er als hervorragendes Erholungsrefugium. Am Punkt 8 befinden sich Reste alter Hügelgräber. Insgesamt 3 Hügel kann man noch erkennen.

Am Jugendgästehaus in Börger wollen wir eine kurze Rast machen. (Punkt 10). Dieses Haus wurde als Jugendherberge im Jahre 1939 erbaut und wird seit Jahrzehnten von Schulklassen, Jugendgruppen aber auch von Wanderern und Naturfreunden als Unterkunft genutzt. Infos gibt es im Internet unter – JUGENDGÄSTEHAUS -. Hinter der Jugendherberge liegt ein fast vollständig erhaltenes Steingrab, das so genannte „Steenhus von Börger“. Von ehemals 11 Decksteinen (Dolmen) sind noch 9 erhalten. Die ovale Begrenzung dieser Grabanlage die den Erdhügel über diesem Grab begrenzte, ist nur noch in Ansätzen erkennbar. Eine Informationstafel gibt Auskunft über die Anlage und die Geschichte dieser Gräber. In der Ortschaft Börger befinden sich insgesamt drei Großsteingräber. (Das Steenhus am Jugendgästehaus, das Teenhus am Broam am Sonnenhügel und das Grab auf dem Vogelberg an der Bergstraße. Das so genannte „Steenhus am Broam“ Punkt 11) ist im 18. und 19. Jahrhundert genauso wie das Grab auf dem Vogelberg größtenteils zerstört worden. Von ehemals 9 Decksteinen die diese Grabkammer bildeten sind 4 Dolmen und 11 Trägersteine vorhanden. Grabbeigaben wie Bernstein, Gagat, Waffenresten oder Keramiken aller Art der Trichterbecherkultur sind längst geplündert und nicht mehr vorhanden.

Von hier aus sind es nur ein paar Hundert Meter bis zum Ausgangspunkt der Wanderstrecke, dem Zentrum von Börger. Sollte der komplette Wanderweg zu anstrengend sein, kann man eine Abkürzung wählen (siehe Karte).