Wanderweg I

Wanderweg I – Esch, Busch, Hedwigenwald und Suurd

Wenn wir den Wanderweg gegen den Urzeigersinn angehen, haben wir am Anfang der Wanderung zur Linken das Altdorf mit den Beerbtenhöfen/Urhofstellen (Punkt I) Auf der rechten Seite (im Norden) ist das jüngere Dorf. Die Neubörgerstraße mit dem Westbrink und ihre Verlängerung nach Osten, (die Hauptstraße und Kirchstraße bis hin zum Osterbrink), war noch bis in das 16. Jahrhundert hinein der Dorfrand nach Norden hin, der so genannten Brink. Hier sind noch Reste des alten Börger Brinkes zu erkennen, der früher den Dorfrand darstellte. Der Brink schützte das Dorf vor den rauen Nordwestwinden und diente zur Holzentnahme für das Eichenständerwerk des Hümmling-hauses. Hinter dem Brink (hier nördlich der Neubörger Straße) siedelte ab dem 16. Jahrhundert die jüngere Bauernschicht. Es waren vorrangig die abgehenden Bauernsöhne der Althöfe, die zuerst als Heuerleute und später als selbständige Bauern (Brinksitzer) arbeiteten. Sie sind die jüngere Einwohnerschicht und hatten bis Mitte des 19. Jahrhunderts keine Eigentumsrechte an der Mark. Diese Dorferweiterung setzt sich bis in unsere Tage fort. Hinter den „alten Brinksitzern“ haben ab dem Jahr 1800 wiederum die jüngere Einwohnerschichten gesiedelt, die sogenannten „neuen Brinksitzer“ und dahinter entstanden dann die heutigen Siedlungen. Ungefähr an dieser Stelle war frührer eine alte Brunnenanlage. Sie wurde vor einigen Jahren von den Anwohnern mit Hilfe des Heimatvereines Börger e.V. neu aufgebaut. Der innerörtliche Baumbestand und die Reste der Börger Brinke sind schützenswürdig. Jedem Bürger sollte es ein Anliegen sein, dieses prägende Dorfelement zu erhalten. Jede Baumentnahme im Ort bewirkt ein Aushöhlen der alten Dorfstruktur, die man auf dem abgedruckten Foto (Vorseite) aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts erkennen kann.

Wanderweg Esch, Busch und HedwigenwaldWenn wir weiter gehen erreichen wir kurz vor dem Dorfausgang alte Wallanlagen, die die Höfe einfrieden. Der Hofraum war in alter Zeit mit einem Knüppelholzzaun umgeben, der mit trockenem Astholz jährlich ausgebessert wurde. Diese Zäune mussten auf Anweisung des Königs Georg von Hannover im Jahre 1814 durch einen Steinwall oder eine lebenden Hecke ersetzt werden. Eng zusammenstehende Häuser mit Stroheindeckung, getrennt von Holzzäunen, stellten eine hohe Brandgefahr dar. Einige Hofstellen in Börger haben daraufhin einen Steinwall errichtet wie wir an beiden Seiten erkennbar. Andere Bauern pflanzten lebende Hecken. Es gab und gibt auch Mischformen. Hecken und Haaken schützten den Esch vor den im Brink laufenden Hausschweinen.

Wenn wir über Eschwege den Ort verlassen hat man einen sehr schönen Blick über den Esch ins Westdorf (Punkt 2), auf den Nordkamp und Dosfeld. Der Name „Esch“ kommt aus der altsächsischen Sprachfamilie und bedeutet „Brotland“. Hier wurde der Roggen angebaut, der zu Schwarzbrot verarbeitet wurde. In alten Schriften wird der Hümmling als das Land des ewigen Roggenanbaus bezeichnet. Die Bauern pflegten und hüteten den Esch, denn hier war die Grundlage ihrer bäuerlichen Existenz. Der Eschboden war bis zur Markenteilung, vollständig in Besitz der Althofbesitzer (Erbhöfe). An einigen Stellen im Esch haben Forscher eine über zwei Meter mächtige Humusschicht gefunden. Um diese Mächtigkeit des Mutterbodens zu erreichen sind über 1000 Jahre Ackerbau notwendig. Wie seit Jahrhunderten ist der Esch der Landwirtschaft vorbehalten, das ist auch heute noch so. In dem Eichenwäldchen oberhalb des Esches auf dem Höhenzug von 60 Metern über N.N., vermutet man eine altgermanische Richt- oder Thingstätte. Kurz vor der Sögeler Straße sieht man die zweithöchste Erhebung des Hümmlings. Nach dem Windberg, der nur 3 Kilometer weiter südlich liegt, ist der Sunderberg oder „Sünne-Barch“ die höchste freiliegende Höhe des Hümmlings mit 65,90 Meter über N.N. (Punkt 3). Auf dieser Höhe befand sich bis in die 1850er Jahre ein Großsteingrab. In den 1930er Jahren errichtete man hier einen Feuerwachturm, der bis Mitte der 60er Jahre im Sommer mit einer Feuerwache besetzt war, um Wald- und Flächenbrände schnell zu orten. Oberhalb der Landstraße, die von Sögel nach Papenburg führt, befindet sich an dieser Stelle ein „Hillighüsken“. Es ist eines von Dreien, die den Esch flankieren und die in früheren Jahren als Anlaufstellen für Prozessionen dienten.

Wenn man den Wanderweg folgt gelangt man zu „Ubben Krüß“ (Punkt 4). Dort hat man einen sehr schönen Blick auf Börger. Das Dorf Börger führt seinen Ursprung auf Karl den Großen zurück, so wird es in Chroniken abgedruckt. Im Jahre 854 soll es erstmalig erwähnt sein (deshalb feierte man im Jahre 2004 „1150 Jahre Börger“. 1070 wird es dann eindeutig in Urkunden des Klosters Corvey Burgiri“ oder „Bürgeren“ „zum Kirchspiel Sogelen gehörig“ genannt. Eine andere Überlieferung spricht von einer Ansiedllung von Friesen um das Jahr 783. Diese Friesen sollen als Grabwache bei ihrem im Kampf gegen Kaiser Karl, gefallenen König „Suerbold“ oder „Surwold“ geblieben sein, als er an der Grenze zu seinem Friesenreich, in Börger beigesetzt worden. Diese Ehrenwach am Grab Surwolds sollen mit Freibrief von Karl dem Großen als freie Bürger (Börger) des Sachsenlandes ansässig geworden sein, so erzählt man sich. Eine dritte Überlieferung über den Ursprung des Dorfes berichtet von einem Wehrdorf bestehend aus 16 Sachser-Hütten, welches zum Schutz des Sachsenlandes an der Grenze zu Ostfriesland errichtet ist. Die Sachsen siedelten ab dem Jahre 400 auf dem Hümmling. Der Hümmling wurde bis in die Zeit Karls, des Großen, von den Sachsen aber auch von Friesen als Siedlungsland beansprucht. Im weiteren Verlauf der Wanderung erreicht man eine markante Stelle hinter dem Esch. Hinter der „Hemstäe“ ist eine Gebetsstätte einer Börger Nachbarschaftsgemeinschaft. –

Schon vor Christi Geburt haben in der Börger Mark Menschen gesiedelt, wie Grabanlagen beweisen. Südlich des Esches, befand sich einmal ein Grabhügelfeld aus der Jungsteinzeit. Diese Stelle wird heute noch „Hemstäe“ genannt. (Punkt 3). An dieser Hanglage bestatteten Jäger und Sammler vor 3 – 4000 Jahren ihre Toten. Weitere Grabhügel, sind in der gesamten Börger Mark verstreut zu finden und entstammen der so genannten Schnurbecherkultur, die zeitlich nach der Trichterbecherkultur (Steingrabbestattung) durch Einwanderung von Volksgruppen aus dem Südosten (Streitaxtkultur) entstand. Später sprach man von ihnen als Germanen.

Im weiteren Verlauf der Wanderung geht es über ein kleines Naturschutzgebiet (Punkt 6) an der südlichen Grenze der Börger Mark zum Hedwigenwald. Die Börger Mark war vor 200 Jahren mit 15000 Hektar die flächenmäßig größte Gemeinde im ehemaligen Königreich Hannover und umfasste das Gebiet der Altsiedlung Börger, der Neusiedlungen Neubörger (1788), Breddenberg (1788), Börgerwald (ab 1875), Börgermoor (ab 1875) sowie Teile von Neulehe. Heute sind die Tochtergemeinden selbständig bzw. gehören zu einem anderen Gemeindeverband. Die Gemeinde Börger hat heute noch eine Fläche von über 5500 Hektar. Hier leben heute ca. 3000 Einwohner. Im Mittelalter war das Börger Geestgebiet mit mächtigen Mischlaubwäldern bewaldet. Ab dem sechzehnten Jahrhundert nahm die Einwohnerzahl auf dem Hümmling stark zu und die Schafhaltung wurde auf den kargen Böden intensiviert. Die Heidschnucken drängten durch Verbiss der Vegetation den Wald immer weiter zurück, so dass immer größere Teile des Waldes verödeten und zur Heidesteppe wurden. Hier überleben dann nur noch der Wacholder sowie größere Krüppeleichen und Buchen. Reste sind als Naturschutzgebiete erhalten. Seit 1933 steht das Heidegebiet „Börger Busch“ unter Naturschutz. Entlang der Börger / Werpeloher Grenze geht es in den Hedwigenwald. Linksseitig des Wanderweges an markanter Stelle findet man alte Grenzsteine (Punkt 7 ) der Markengrenze Spahn / Werpeloh / Börger. Der Hedwigenwald ist ein altes Jagdrevier. Früher war es in Eigentum des Kurfürsten Clemens-August von Köln, der von Jagdschloß Clemenswerth aus hochherrschaftlichen Jagden auf dem Hümmling unternahm. Später übernahm Herzog Arenberg diese Ländereien, heute bewirtschaftet die Arenbergische Forstverwaltung die Wälder. Der Wald ist nach der Gattin des 1. Herzoges, Hedwig von Arenberg genannt. Am Punkt 8 ist ein Gedenkstein vorhanden. Versteckt unter Bäumen, findet man Kleinode. Ein Abstecker lohnt sich. Ein Umweg führt zu einem Seerosenteich (Punkt 9) der mitten im der kargen Heidesandwald liegt.

Auf dem Rückweg gelangt man durch einen der ältesten Wälder auf dem Hümmling, die Surr-Dannen. Diese Aufforstung aus dem Jahre 1805 ist die erste große Aufforstung, die der Herzog von Arenberg in die Wege leitete um Flugsande und Dünen zu bekämpfen. Durch Überweidung mit Schafen war diese Flur als Acker oder Weide unbrauchbar geworden. Genießen Sie die gediegene karge Waldlandschaft mit herrlichen Wanderwegen. Abseits, versteckt unter 150jährigen Kiefern ist eine kleine Gebetsstätte (Punkt 10). Am Waldausgang erreichen wir den Osteresch von Börger. Hier können wir noch einmal die Einfriedung einer Hofstelle mit großen Flinten (Feldsteinen dieser Region) sehen. Diese Hofstelle bildet nachweislich bis ins 14. Jahrhundert zurück den Dorfrand. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zum Heimathaus Börger. Dieses liegt unter den Eichen des Riegenbrinkes eingefasst von zwei Dorfteichen das Heimathaus Börger (Punkt 12) an den Teichen des Riegen.

Dann nach ein paar Hundert Metern erreicht man wieder die Dorfmitte in Börger. Wenn man die Wegstrecke nicht komplett erwandern möchte, ist eine Abkürzung möglich (siehe Karte).