Tunscherenbrauch

Tunschere als Dank für die Arbeit des Vorstandes des Heimatverein Börger

Tunschere als Dank für die Arbeit des Vorstandes des Heimatverein Börger

08.01.2018 UB – Seit etlichen Jahren erhält der Börger Bürgermeister oder sein Stellvertreter zur Jahreswende vom Heimatverein Börger eine Tunschere, nach alten Brauch. Dieses Symbol soll den Dank des Heimatverein für die Überlassung des Heimathauses darstellen. Ab und an ist die Tradition lieben Menschen mit einer Tunschere zu bedenken heute noch Brauch. Beim Jahrestreffen der Opfersteingemeinschaft brachte man in diesem Jahr der Familie Anna, Martin und Malte Klaas Im Töppen, eine schöne Tunschere „Nordhümmlinger Art“ mit. Martin und Anna zeigten sich erfreut über die Aufmerksamkeit. In früheren Jahren war es noch häufiger usus, guten Nachbarn, Freunden oder Verwandten zum Dreikönigstag (06. Januar) eine Tunschere zu bringen.

Wir, in der Mitte der 1900er Jahre in Börger geborene, kennen diesen Brauch noch. In den langen, dunkelen Abenden nach Weihnachten bastelte man bis zum Dreikönigtag Tunscheren, um sie zu verschenken, denn PC oder Internet gab es nicht, TV nur sporadisch am Abend. Bei der Herstellung halfen die Senioren, um alte Traditonen zu bewahren. In der Überlieferung waren früher (schon in alten Zeitungen notiert und überliefert) die Tunscheren weniger prunkvoll, aber auch damals schon mit viel Liebe hergestellt. Meistens am Abend vor dem 06. Januar brachte man die Tunschere vor die Eingangstür des Hauses, das man bescheren wollte, und mit einem großen Geschrei „Wäb, wäb, wäb, (hier kump) ne Tunschere, ne Tunschere … verschwand man dann hinter Bäumen und Hausecken und ließ sich suchen. Wurde man gefunden, gab es ein Neujahrskuchen oder/und auch wohl ein Neujahrskorn für die Männer. Es war ein Spaß in der Winternacht. Ähnlich war es in umliegenden Regionen. Wobei der Ruf Wäb, wäb, wäb … wohl vom Überbringen der Wärpelroaute stammt, dessen Überbringen früher zu Silvester geschah.

Großvater erzählte, das man beim Torfstechen in den Sommermonaten immer größere Torfscheiben stach und trocknen ließen. Diese waren als Unterplatte für eine Tunschere gedacht. Darauf steckte man die Krüllenstäbe oder Bögen und verzierte mit vorhandenem Schmuckpapier. Sollte die Tunschere einen besonderen Tutsch bekommen, brachte man, wenn vorhanden, eine kleine Kerze oder eine wertvolle Weihnachtsbaumglaskugel an. Krüllen herstellen mit einem scharfen Messer konnten damals Viele. Als Hinterwanddeko diente bei geschnitzten Bögentunscheren (meistens 3 Bögen) dann ein Postkarten- oder Devotionalienbild, das man zu Hause hatte (alte Weihnachtgrußkarten). Waren nur Stäbe verwendet, waren die Krüllen um so schöner. In allen Orten im Emslandes Oldenburger Münsterlandes oder Osnabrücker Raumes gibt und gab es den Tunscherenbrauch. Später als Schmuckpapier in Gebrauch war, wurden Bögen und Stäbe immer öfter mit diesem Papier geschmückt. Mit Papier geschmückt kennt man sie heute. Es gibt aber noch die alte Form mit Holzkrüllen.

Die Tunschere zum Königstag kommt aus alten Zeiten, wohl aus dem Mittelalter. Die Tunscheren entwickelten sich über die Jahre jedoch in den Dörfern unterschiedlich und so findet man verschiedenste Formen und Vorlieben der Bastelarbeiten. Das Wort Tunschere stammt von „tunschärige Lüe“ oder übersetzt „Leute oder Familien die am Zaun des Hofes wohnten“. Vielfach war diese Zaungemeinschaft die Gemeinschaft von Bauern mit den Heuerleuten des Hofes oder den Brinksitzern und Handwerkern die an der Hofstelle in Zweckgemeinschaft wohnten. In der Dorfgemeinschaft war man auf einander angewiesen und man wünschte sich, so wie heute mit einer „Tunschere“ ein Gutes Neues Jahr, rechnete Hofobliegenheiten und Verpflichtungen ab und hoffte auf ein gedeihliches Miteinander zwischen Herren und Dienenden oder Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Aus dieser Tradition ist wohl das Weihnachtsgeld oder/und die Weihnachts- oder Jahresabschlußfeiern oder die Jahresempfänge entstanden, um einmal zu Danken und Absprachen für das neue Jahr zu machen.