Gedanken zum Volkstrauertag

Letzter Brief - Willy Schürmann
von Hermann Schmitz,
Vorsitzender des Heimatverein Börger

01.11.2013 UB – Dies war der letzte Brief von Wilhelm Schürmann, den man in Börger besser und dem Namen „Heisser Willi“ kannte. Geschrieben hat er ihn am 13. August 1942 an der Ostfront vor Stalingrad. Gefallen ist er 10 Tage später beim Angriff auf Stalingrad. Als der Brief seine Familie in Börger erreicht, war Willy schon tot. Der Heimatverein Börger hat diesen und eine Reihe weiterer ergreifender Briefe von Börger Soldaten von den Fronten des II. Weltkrieges in seiner Jahresschrift 1995 veröffentlicht.

Ein solch ganz persönlicher Einblick in das Grauen des Krieges ist äußerst bedrückend, denn die privaten Worte an die Familie veranschaulichen die Dimension des Kriegsleids Einzelner. Wenngleich schon 70 Jahre vergangen sind, so sind Briefe wie dieser, nach wie vor bitterer Alltag vieler Menschen auf dieser Welt. Denn Krieg ist nicht Geschichte. Krieg ist auch in diesen Tagen noch immer Realität. Auch heute sind deutsche Soldaten und Sicherheitskräfte wieder im Kriegseinsatz weit entfernt von der Heimat tätig. Sie riskieren Leib und Leben in Afghanistan und in anderen Krisengebieten der Erde.

Über 70 Jahre nach Stalingrad haben wir wieder Tote und Verwundete zu beklagen. Der Volkstrauertag hat deshalb keineswegs an Aktualität verloren. Wir brauchen den Tag mehr denn je, um an das Schicksal all der Menschen zu erinnern, die mittelbar oder unmittelbar vom Krieg betroffen sind.

Es geht nicht um das Gedenken an das historische Ereignis „Krieg“, sondern vor allem auch um Einzelschicksale wie die des Wilhelm Schürmann von der Waldstraße in Börger und der anderen Gefallenen und Verletzten der Kriege.

Berthold Brecht sagte einmal: „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“.

Damit genau diese nicht geschieht, ist unser heutiges gemeinsames Gedenken an die Toten wichtig, gerade auch für die Hinterbliebenen. Sie dürfen wir mit ihrem Schmerz und ihrer Suche nach Antworten nicht allein lassen. So wie wir Tage und Momente des Innehaltens brauchen, so benötigen wir auch Orte des Gedenkens. Erinnern erfordert Sichtbarmachen. Erinnern muß Konstruktiv sein, um aus der Vergangenheit Lehren für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen. Wir haben hier mit unserem Kriegerdenkmal einen solchen Ort des Gedenkens, mitten im Dorf, mitten unter uns.

Wir wollen hier nicht in Trauer verharren, sondern aus dieser Veranstaltung auch Trost, Hoffnung und Mut schöpfen.

– Trost und Hoffnung, dass es uns gelingt, gemeinsam eine Welt zu schaffen, in der Konflikte nicht mehr mit Gewalt ausgetragen werden und alle Menschen, unterschiedlicher Herkunft, Rasse und Anschauung friedlich neben einander leben können.
– Wir müssen die Kraft und den Mut gewinnen, aufzustehen gegen alle, die Krieg, Terror und Gewalt verherrlichen oder als Möglichkeit der Konfliktbewältigung ansehen.